Inklusives Kunstprojekt: Wut ist ein Tiger und Glück ein Kaninchen
Durch die großzügige Förderung der Gold-Kraemer-Stiftung und des NRW-Landesprogramms „Kultur und Schule“ wurde der Paul-Kraemer-Schule und der Gemeinschaftsgrundschule Grefrath ermöglicht im Schuljahr 2015/2016 ein künstlerisches Inklusions-Projekt durchzuführen. Hierbei ist ein gemeinsame Buch entstanden, gefördert durch die Kreissparkasse Frechen, das einen Einblick in die Prozesse und entstandenen Werke der Schülerinnen und Schüler gibt.
Während der Kunst-Projektwoche im inklusiven Begegnungszentrum Alt St. Ulrich im August 2015 lernten sich die Schüler und Schülerinnen kennen und thematisierten spielerisch Fragen rund um das Thema „Ich und meine Gefühle“. Die Projektwoche bot den Einstieg und wurde durch mehrere ganztägige Einheiten im zweiten Halbjahr fortgesetzt, um die Prozesse zu vertiefen. Neben den Projekttagen in der Schule, unternahm die Gruppe Exkursionen ins Museum Ludwig und in die Fondation Corboud des Wallraf-Richartz-Museums, wo die Teilnehmer in Kooperation mit der Museumsschule Köln die Möglichkeit bekamen anhand ausgewählter Kunstwerke zu dem Thema Gefühle zu arbeiten.
Die anfängliche vorsichtige Annäherung zwischen den Teilnehmern entwickelte sich im Laufe des Projektes sehr schnell zu einem aktiven Miteinander, bei dem Gemeinschaftswerke wie z.B. die Baum- und Waldgeister im Schulgarten der Paul-Kraemer-Schule oder die Nanas im Museum Ludwig, aber auch Freundschaften entstanden.
Durch verschiedene Techniken, Methoden und Materialien wurden den Teilnehmern im Rahmen des Projektes vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Sie wurden mit allen Sinnen angesprochen und bekamen darüber Kontakt zu ihren eigenen Gefühlen und den Gefühlen der Anderen. Es wurde ein Basisverständnis für die Herstellung eines Buches vermittelt und durch die Fertigung eines Projektheftes und eines Leporellos selbst erprobt. Neben dem bildnerischen Anteil (Zeichnung, Malerei, Collage, Plastik, Fotografie, etc.) wurden Elemente aus den Bereichen kreatives Schreiben, darstellendes Spiel und Musik mit einbezogen, um möglichst viele sinnliche und körperliche Erfahrungen zu ermöglichen und den Schülern und Schülerinnen einen eigenen Zugang zu ihrer persönlichen Ausdrucksform zu eröffnen. Hierbei sind u.a. Wortsammlungen, kleine Textfragmente, Wortbilder, Gedichte und Geschichten entstanden. In kleinen Gruppen wurde im Sitzkreis um die Gefühlsuhr immer wieder diskutiert z.B. zum Thema Glück: „Macht Geld glücklich?“, „Ist es einfach glücklich zu sein?“, „Sollte man um jeden Preis versuchen, glücklich zu sein?“ Philosophische Fragen wie diese boten Gesprächs- und Schreibanlässe und führten oft zu sehr persönlichen Gedanken und Antworten. Bücher dienten auch für die künstlerischen Werke als Einstieg in die verschiedenen Gefühle. So sind nach der gemeinsamen Lektüre von „Anna und die Wut“ von Christine Nöstlinger Selbstportraits in Collagetechnik entstanden. Parallel wurde zur Wut geritzt, geknetet und gedruckt. Anhand des Buches „Kleiner, schrecklicher Drache“ von Lieve Baeten wurden Angst, Mut und Freundschaft thematisiert. Im Anschluß haben die Schülerinnen und Schüler aus Ton Feuerdrachen modelliert, die später farbig gestaltet wurden.
Während der Projektwoche stand den Schülerinnen und Schülern auch ein Lesezimmer zur Verfügung, in dem sie sich durch literarische Werke inspirieren lassen konnten und sich eine Auszeit vom eigenen Schaffen nehmen konnten. Auch Werke aus der Kunstgeschichte dienten als Inspiration: „Der Schrei“ von Edvard Munch bot Gesprächsanlass zu dem Thema Angst. Werke von Miro, Picasso und anderen Künstlern dienten als Vorbild für selbsterstellte und bemalte Keramikteller zum Thema Freude. Arbeiten von Keith Haring boten einen Einstieg in die Themen Liebe und Freundschaft und inspirierten zu einem größeren Gemeinschaftswerk mit farbigen Figuren zu ganz unterschiedlichen Gefühlen. Es entstanden Wutkissen, Glückssteine, Freundschaftsamulette, gemeinschaftliche Collagen zu den Themen Angst und Wut. Die Schülerinnen und Schüler haben sich gegenseitig in verschiedenen Gefühlszuständen portraitiert und haben vor der Kamera ihre Mimik erprobt. Aus Pigmenten, Erden, Quark und Wasser wurden Farben selbst hergestellt und anschließend für eine Malerei genutzt. So wie aus den einzelnen Bildern bei der Ausstellung ein großes Ganzes entsteht, setzt sich auch das Buch aus vielen einzelnen Teilen und Ergebnissen zusammen und soll einen Einblick in das Spektrum des Projektes geben.