Frechen, 8.10.2013: Junge Frauen und Männer hocken auf Bürgersteigen, scheuern und schrubben, spülen und polieren Pflastersteine. Was zunächst schäumt und schmierig aussieht, blitzt und blinkt bald wieder – die Stolpersteine.
Bei den jungen Männern und Frauen handelt es sich um Schüler der Berufspraxisstufe der Paul-Kraemer-Schule. Schon 2010 hatten sich Schüler aus drei Klassen in einer Projektwoche mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigt. Das ist eine schlimme Zeit in Deutschlands Vergangenheit gewesen. Die Nationalsozialisten (Nazis genannt) regierten damals Deutschland. Ihr Anführer war Adolf Hitler. Unter seiner Führung wurden viele Millionen Menschen verfolgt und sogar umgebracht. Das geschah, weil sie anders waren als die Nazis. Wer eine andere Religion hatte, eine andere Hautfarbe hatte, aus einem anderen Land kam, homosexuell war, eine Behinderung hatte oder auch einfach nur klar gegen die Politik der Nazis war, wurde gefangen genommen, verschleppt und am Ende getötet.
Das war sehr schlimm und großes Unrecht. Es ist zum Glück lange her. Wir wollen aber, dass sowas nie wieder passieren kann. Deshalb haben wir am Ende unserer Projektwoche damals entschieden, dass wir mutig sein wollen, wenn andere zum Beispiel beschimpft werden, weil sie anders sind. Dann wollen wir laut sagen, dass das nicht richtig ist und wir das nicht wollen. Außerdem haben Schüler unserer Schule nach der Projektwoche Geld gesammelt, um einige Stolpersteine in Frechen verlegen zu lassen.
Stolpersteine sind kleine Pflastersteine, die der Künstler Gunter Demnig macht und verlegt. Jeder einzelne Stein erinnnert an einen Menschen, den die Nazis vor vielen Jahren verschleppt und getötet haben. Diese Steine verlegt der Künstler immer genau vor dem Haus, in dem die Menschen damals gelebt haben. Solche Steine habt Ihr vielleicht auch schon mal gesehen. In Frechen gibt es inzwischen 50 Stück, in Köln fast 1.800. Es gibt sie auch in vielen anderen Städten, nicht nur in Deutschland. Also achte doch mal darauf, wenn Du nächstes Mal einen Bummel durch Deine Stadt machst.
Einmal im Jahr gibt es einen Tag, an dem sich die Menschen daran erinnern, was die Nazis Schlimmes mit den Juden (Menschen mit einem anderen Glauben als die meisten Deutschen) gemacht haben. Das ist der 9. November. An diesem Tag wurden von den Nazis vor vielen Jahren nämlich viele Synagogen (das ist der Name für eine Kirche der Juden), Geschäfte und Wohnhäuser von Juden zerstört und auch angezündet.
In diesem Jahr gibt es am 9. November einen Schweigemarsch durch die Frechener Innenstadt. Dazu lädt der Frechener Geschichtsverein alle ein, mitzugehen. Dabei gehen alle Menschen ganz still durch die Innenstadt von Frechen, vorbei an den Stolpersteinen und erinnern sich daran, dass diese Menschen damals von den Nazis getötet wurden.
Damit die Stolpersteine auch wieder richtig gut zu erkennen sind und ordentlich glänzen, haben wir geholfen und einige davon tüchtig poliert. Aber seht doch einfach mal selbst. Und vielleicht sehen wir uns ja beim Schweigemarsch am 9. November.